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Erfolg in den USA

Im Musikgeschäft gilt: Wenn man es in Europa geschafft hat, dann ist das eine feine Sache. Aber um wirklich zu den ganz großen zu gehören, muss man vor allem in den USA Erfolg haben. Denn nur dann verdient ein Künstler oder eine Band die Bezeichnung "Weltstar". Auch Ace of Base wussten von Anfang an Bescheid: Erst eine beachtliche Platzierung in den amerikanischen Billboard-Charts würde ihnen und ihrer Musik die erstrebte weltweite Beachtung bringen. "Im Grunde ist es einfach der nächste logische Schritt", meint Jonas. "Es gibt drei wichtige Länder: Deutschland, weil die ganze mitteleuropäische Szene dahinschaut, dann England, weil sich daran der gesamte mediterrane Raum und schließlich de USA, weil es eben die gleiche Sprache ist." Es ist also unverzichtbar, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten grenzenlosen Erfolg zu haben.

Dass die vier Schweden allerdings dort gleich so einschlagen würden, das hatten sich auch die optimistischen Musiker nicht vorgestellt. Die Vorzeichen standen allerdings gut: Nachdem sie neue Demo-Bänder der Newcomer gehört hatten, waren die Mitarbeiter der amerikanischen Plattenfirma dermaßen begeistert, dass sie alles daran setzten, Ace of Base nun auch in den Vereinigten Staaten groß herauszubringen. Einzige Bedingung: Die neuen Songs mussten auch auf dem Album vorhanden sein. Also marschierten Jonas, Jenny, Malin und Ulf nochmal ins Studio und gaben den Titeln wie The Sign oder Don`t Turn Around den letzten Schliff. Eine US-Version des Happy- Nation-Albums wurde aufgenommen und im Herbst 1993 veröffentlicht. Für die amerikanischen Fans wurde das übrigens nicht zum Verwirrspiel, da bis dahin Happy Nation in den USA nicht erhältlich war.

Der Erfolg war phänomenal. Die US-Kids waren sofort Feuer und Flamme und ließen sich von den fröhlichen Hits der Schweden mitreißen. Platz eins für die Singles All That She Wants und The Sign sowie für das Album, das in den USA unter dem Titel The Sign auf den Markt kam. Jenny sucht nach Gründen für den unerwartet großen Erfolg: "Das Wichtigste in den USA ist das Airplay, und ich glaube, da kommen unsere Songs eh immer gut an. Die Leute hören uns eben gern im Radio. Ich weiß nicht wieso. Unsere Songs werden überall in Airplay-Charts hoch geführt. Vielleicht lag es an der guten Promotion der US-Plattenfirma, dass wir dort jetzt in den Charts sind, keine Ahnung. Es passierte einfach."

Jonas ist vor allem froh, dass sie gleich mit einem kompletten Album eingestiegen sind: "Zuerst wollten wir nur eine EP mit einem Remix von All That She Wants veröffentlichen, aber dann wollten wir eben noch andere Songs mit draufnehmen, und das wäre dann zu viel für eine EP gewesen."

Für Jonas ist das amerikanische Album eigentlich die Platte, die er auch gern in Europa veröffentlicht hätte. Denn: "Als die erste Single damals so erfolgreich war, hatten wir knapp sechs Wochen Zeit, um das Album fertig zu machen. Wir hatten die Songs zwar soweit ausgesucht, aber das war schon wahnsinnig kurzfristig. Hätten wir damals mehr Zeit gehabt, hätten die Songs bestimmt noch ein bisschen anders auagesehen. Wir mussten da ganz schöne Kompromisse machen. Das war alles chaotisch, die Promotion, die Aufnahmen, alles gleichzeitig."

Doch wo andere Bands stöhnen, wenn sie ins Studio müssen, können Ace of Base dem Aufenthalt zwischen Reglern, Bandmaschinen und Mischpult durchaus etwas Positives abgewinnen. "Nachdem die LP in Europa draußen war, waren wir fast die ganze Zeit auf Promotion-Tour unterwegs. Da war es eine willkommene Pause für uns, nochmal ins Studio zu gehen, wo wir ja eigentlich hingehören, um ein bisschen an der Musik zu feilen", sagt Jenny.

So völlig unbeschwert liefen die Vorbereitungen für die US-Version dennoch nicht. Schuld daran hatte weniger die Band als vielmehr die Plattenfirma aus den Vereinigten Staaten. "Die amerikanische Plattenfirma hat uns angerufen und uns gebeten, eine Cover-Version zu machen. "Ihr müsst das machen, jeder macht zur Zeit eine Cover-Version", haben sie gesagt. Ich fand das nicht gut, denn es ist doch total langweilig, Songs zu covern..." sagt Jonas. Jenny unterstützt ihren Bruder. Auch sie war von der Idee, irgendeine Neuauflage eines alten Hits aufzunehmen, nicht gerade begeistert. "Wir machen doch unsere eigene Musik. Wieso sollten wir das Songs von anderen covern", entrüstet sich das Nesthäkchen. Und die Shooting-Stars ließen sich nicht unterbuttern. Schließlich waren sie inzwischen so erfolgreich in Europa, dass sie es sich erlauben konnten, auf eigene Forderugnen zu beharren. Jonas über den Streit: "Wir haben selbst noch so viele Songs in petto. Es war wirklich eine sehr, sehr lange Diskussion, die wir deswegen mit der Plattenfirma hatten. Fast zweieinhalb Monate ging das hin und her. Schließlich haben wir uns damit einverstanden erklärt, unter der Bedingung, dass wir unsere eigenen Songs covern dürfen. Und zwar genau so, wie wir sie gerne hätten. So finden wir dann die Songs perfekt." Und trotzdem gesteht er ein: "Diese Cover-Version, dass ist eigentlich wieder ein Kompromiss." 

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